Die Ankunft des Lausbubenengels auf der Erde war an Heilig Abend gegen 16.00 Uhr. Es dämmerte bereits. Er wanderte unsichtbar durch die Straßen. Autos, Straßenbahnen und Menschen fuhren und gingen durch ihn hindurch. Keiner nahm ihn wahr. So konnte er sich ungestört umsehen. Er blickte in die Herzen der Menschen, entdeckte aber keinerlei Regung, die auch nur ein bisschen mit Liebe zu tun gehabt hätte.
Er prüfte die Kinder und wurde auch von ihnen bitter enttäuscht. Sie dachten nur unentwegt an Geschenke. Neugierig schaute er durch das Fenster eines Hauses. Er sah eine Wohnungseinrichtung vom Feinsten. Der Tannenbaum war kunstvoll mit bunten Kugeln und roten Lichtern geschmückt. Darunter stapelten sich Pakete in allen Größen.
Inzwischen war es ganz dunkel geworden. Es wurde also Zeit, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Angestrengt konzentrierte sich der Engel auf das Objekt Energie. Er drang in das Stromnetz ein und unterbrach den Energiefluss. Die Folge war, dass im selben Moment alle Lichter ausgingen. Es wurde rabenschwarz.
Die Menschen erschraken. Mitten in ihren letzten Weihnachtsvorbereitungen hatte es sie getroffen. Weil nun gar nichts mehr in den Haushalten funktionierte, sie sich fast gegenseitig nicht mehr erkennen konnten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als auf der Stelle alles stehen und liegen zu lassen. „Was ist passiert?“, fragten sie und liefen zum Nachbarn um sich zu vergewissern, dass es da auch nicht anders aussah.