Zweiter Sonntag vor der Passionszeit – Sexagesimae:
Jeremia 9, 22-23:
So spricht der HERR:
„Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit,
ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke,
ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums.
Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen,
dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin,
der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir“, spricht der Herr.
Was ist Weisheit? Was ist Stärke? Was macht Reichtum aus?
Weisheit – vor aller Schöpfung war sie schon bei Gott. Denn Gott ist der Ursprung der Weisheit, durch sie offenbart sich Gott den Menschen; und durch sie wurde die Welt und das All erschaffen. Sie ruft zu einem vollkommenen, erfüllten Leben auf, sie sucht sich ihre Wohnung auf der Erde.
Bei allem Reichtum, aller Stärke, die der atl. König Salomo sich von Gott wünschen durfte, wählte er die Weisheit. In dieser Weisheit regierte er lange und gerecht.
Doch halt! – „Ein Weiser rühme sich NICHT seiner Weisheit“, heißt es bei Jeremia, sondern: dass er klug sei, dessen soll er sich rühmen.
Hmm, weise? Klug? Wo ist der Unterschied, den Jeremia so betont?
Der Dominikanermönch Meister Eckhart sprach im 13. Jahrhundert vom göttlichen „Seelenfunken“, der sich in jedem Menschen befindet, und betonte:
„Du brauchst nicht zu meinen, Deine Vernunft könne so wachsen, dass Du Gott erkennen könntest. Wenn Gott in Dir göttlich leuchten soll, dann fördert Dich kein natürliches Licht, es muss vielmehr zu Nichts werden. Dann kann Gott mit seinem Licht in Dich hinein und in Dir leuchten. Und er bringt alles mit sich, was Dir ausgegangen ist – tausendfach und mehr!“
Gott kann mit seinem Licht in uns hinein und in uns leuchten – ohne äußeres Angestrahlt-werden, ohne Anstrengung der Vernunft, der menschlichen Weisheit oder Stärke. Auch aller Reichtum, den wir uns hier zulegen könnten, würde der göttlichen Erleuchtung in uns nicht weiter förderlich sein, eher hinderlich. Denn wir schauen dann immer, dass wir das Materielle nicht verlieren.
Alle Stärke, die wir zeigen, ist oftmals doch nur Show, um Anderen etwas beweisen zu wollen. Stärke ist, wie der Reichtum, der göttlichen Erleuchtung auch nicht dienlich; denn sie kann uns hart und menschenverletzend machen.
So schön es auch sein mag, stark und auch an Materiellem reich zu sein – so ist es doch nichts, was bleibt oder uns von innen heraus leuchten lässt.
Gott kann mit seinem Licht in uns hinein und in uns leuchten – und dann bringt er alles mit sich, was Dir und mir, was uns ausgegangen ist:
- Nähe, Gemeinschaft, Zuwendung
- Barmherzigkeit, Güte, Verzeihen
- Recht, Gerechtigkeit, Fairness
- Freiheit, Erlaubnis, Toleranz
Gott bringt alles mit sich, sagt Meister Eckhart, was Dir ausgegangen ist – tausendfach und mehr!
Gott kann Dich erleuchten und erstrahlen lassen – tausendfach und mehr! Gott erfüllt Dich mit allem, was Dir ausgegangen ist – tausendfach und mehr!
Dann haben wir es nicht mehr nötig, uns unserer Weisheit zu rühmen, oder unserer Stärke oder unseres Reichtums. Das ist im Endeffekt alles nur Schall und Rauch.
Sondern wer sich rühmen will – SICH rühmen will! – der rühme sich dessen, dass er klug sei, weil er Gott kenne; nämlich den einen und einzigen Gott, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit ausübt.
Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit ist das, was Gott gefällt. Und weil wir Geschöpfe Gottes sind, von der ersten Zelle an, durch die wir gezeugt wurden, dürfen wir den göttlichen Funken, die göttliche Erleuchtung in uns zulassen und ganz in Gottes Sinne selber Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit in unserem Leben ausüben.
„Seid bzw. werdet barmherzig, wie auch Gott barmherzig ist“, so heißt die Jahreslosung. – Jeremia, der atl. Prophet, stellt neben die Barmherzigkeit Gottes auch das Recht und die Gerechtigkeit. Nicht als Anspruch an uns, sondern als Zuspruch Gottes. Nicht wir müssen uns unserer Talente rühmen, sondern wer sich rühmen will, rühme sich der Erkenntnis Gottes, dass Gott alles für uns bereithält – und wir einfach nur zuzugreifen brauchen.
Teresa von Avila, die große Kirchenlehrerin und Mystikerin des 16. Jhs., erinnert und appelliert:
„Wer Gott sucht, soll nur still in sein Inneres schauen, dort wird er ihn finden… Das Innere des Menschen ist wie ein Kristall, in dessen Mitte Gott wie eine alles durchdringende Sonne wohnt.“ Amen.
Lass leuchten Dein Angesicht!
Eine Woche der freundlichen Begegnungen,
wünschen Dir
Deine Querdenker-Christen.
4. Sonntag nach Epiphanias
Hör auf Dein Herz!
Tief in Dir kannst Du Gottes Stimme hören. Gegen alles Laute dieser Welt, gegen die Abertausend Stimmen, die Dich ablenken und zu sich ziehen wollen, kannst Du Gottes Stimme in Dir hören – wenn Du ganz still bist. Es ist Deine Entscheidung, ob Du Dich dem Zeitgeist hingeben willst, oder ob Du Dich auf das ewig Gültige einlässt. Hör auf Dein Herz!
Tief in Deinem Herzen lebt noch der göttliche Lichtfunken. Da magst Du Scheffel darüber stülpen oder Mauern darum bauen, Dein Herz mit dem Alltag zumüllen oder alles verstauben lassen – tief in Deinem Herzen lebt dennoch der göttliche Lichtfunken. Es ist Deine Entscheidung, ihn zum Leuchten zu bringen oder nicht.
Tief in Deinem Herzen kannst Du mit Gott in Kontakt treten. Du kannst Dich von Gott rufen lassen, mitten in Deinem Alltag stehen bleiben und ihm sagen: Hier bin ich. Endlich kannst Du der Unendlichkeit begegnen, Dich anrühren lassen, Dich einlassen, es zulassen, dass Dein Alltag unterbrochen wird. Dass Du ihn unterbrichst. Dass Gott ihn unterbricht.
Tief in Dir weißt Du noch von der Liebe Gottes. Du weißt, dass da immer noch eine Verbindung zur Ewigkeit ist. Du weißt um diesen göttlichen Lichtfunken in Dir. Unterbrich Deine Routine, unterbrich die getaktete Zeit und gib ein wenig davon dem Herrn. Freiwillig. Von ganzem Herzen. Und dann warte ab, was passiert …
Eine Herzenswoche mit göttlichen Lichtfunken-Momenten
wünschen Dir
Deine Querdenker-Christen!
3. Sonntag nach Epiphanias
Niemand ist ausgeschlossen im Reich Gottes, das ist doch eine gute Nachricht. Egal von wo man herkommt, alle dürfen dabei sein. So ein ermutigender Text! Wenn ich ihn allerdings im Zusammenhang lese, zeigt sich noch ein anderer Aspekt. Jeder, der sich als Christ versteht, ist aufgefordert immer wieder an sich zu arbeiten. Es gibt keine Erbhöfe. Die Letzten werden die Ersten sein, die Ersten werden die Letzten sein, dieser Satz schließt sich hier direkt an. Es ist für mich ermutigend, dass es keine festgefahrenen Hierarchien gibt. Auf unsere Gesellschaft bezogen kann man viel daraus lernen. Kein „das haben wir immer schon so gemacht“ oder „das ist alternativlos“, keine Machtzirkel, die über die Anderen bestimmen.
Christen sind aufgefordert, ihr Bestes zu geben und alle Mitmenschen ernst zu nehmen.
Aber ist das kein Gegensatz zum „Christen werden ohne Verdienst gerecht aus Gottes Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.“
Für mich ist das kein Gegensatz, ich muss nichts verdienen durch ein vorbildliches christliches Leben. Ich kann aus der Fülle leben, brauche niemanden beneiden und darf mich daran freuen, dass alle, die es wollen, dabei sein dürfen und zum Gelingen einer wirklich christlichen Gesellschaft beitragen können.
Mut zum aufeinander Zugehen,
die Meinungen der Anderen ernst zu nehmen
und niemanden auszugrenzen
wünschen Dir
Deine Querdenker-Christen
2. Sonntag nach Epiphanias 2021
1. Sonntag nach Epiphanias 2021
Wintersonnenwende Der Tag und die Nacht vor Heiligabend
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