14.11.2020

14.11.

Die Route führte über eine Parkallee zu einer kleinen Seitengasse.

„Hier ist es“, sagte der Tod. „Darf ich Ihnen meinen Famulus vorstellen, der uns von hier fortbringen wird?“

Liebermann überlegte: „Ist das Ihr Gehilfe?“

„Ja, Doktor.“ Der Tod wies auf eine brüchige Mauer. Dahinter ruhte das Gefährt, fast unsichtbar. „Scheußliche Gegend“, dachte Liebermann. Er sah sich um.

„Sind wir hier richtig, Frieder? Dieser Totenacker ist der Zugang zu Ihrer Welt?“

„Nein, was Sie hier sehen, ist ganz allein in Ihrem Kopf, Ihren Gedanken. Der Pfad der Träume macht alles sichtbar.“

Dem Doktor war diese Art der Demaskierung mehr als peinlich. Frieder wusste jetzt, wie negativ er dachte. Er versuchte, das Thema zu wechseln. „Ihr Gehilfe, Frieder, ist auffällig klein, aber er gefällt mir.“

„Es passt schon“, erwiderte der Tod, „in der Regel habe ich keine Mitreisenden.“

Liebermann erschrak, als völlig unerwartet die Tür aufsprang. Fast sah es nach einer Einladung aus.

„Wir sollten seiner Aufforderung nachkommen und einsteigen, Doktor.“

Eine innere Stimme sagte ihm, es nicht zu tun. Andererseits beschleunigte eine Portion Neugier seine Schritte und ignorierte die Warnung. Frieder machte es sich in einer Ecke bequem, und auch der Doktor nahm Platz. Er musterte sein Gegenüber. Nun, da er mit dem Tod auf Augenhöhe saß, kam er ins Grübeln. Seine Gedanken trieben vor ihm her. Fragen zur Unsterblichkeit drängten sich auf, die zu geistreich, zu metaphysisch waren und keine vernünftige Ordnung zuließen. Der Doktor wurde müde und nickte ein. Lautlos setzte sich der Gehilfe in Bewegung.

Sein Schlaf war nur von kurzer Dauer, denn der Tod hatte ihn angestoßen und zeigte nach draußen.

 

Fortsetzung…