Teil 1

Das letzte Blatt – eine ungewöhnliche Geschichte

Von Elga Lappöhn

Micha lag mit geschlossenen Augen im Bett. Während er vor sich hindämmerte und sich nicht rührte, drang die lichte Morgenwelt in sein Zimmer. Doch der Schleier der Nacht hielt ihn weiter gefangen und wollte auch im Glanz des Morgens nicht weichen. Auf der Schwelle zum Tag konnte er der Stimme, die ihm befahl endlich aufzuwachen, nicht Folge leisten. Die Angst war ein starkes Tier. Schweißüberströmt rang er keuchend nach Atem.

„Jetzt ist es aber genug“, dachte er und glitt dabei wieder in einen Albtraum, der ihn zu einer Kastanie führte. Er wurde ein Teil von ihr und hing an ihrem Baum als ein wohlgeformtes Blatt unter vielen.

Die herbstliche Jahreszeit hatte eine prächtige Palette an Farben mitgebracht und geizte nicht damit.

 An sonnigen Tagen verzauberte sie das Licht und brachte ihre Blätter zum Leuchten.

„Schaut her!“, sagte das Leben, „das bin ich in meiner Vielfalt.“ Doch er, Micha, wusste es besser.

…. Fortsetzung