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Der 8. Tag – „Von Schlangen, Giften und Dämonen“

Der gestrige Abend war ganz geprägt von der Wahl des Matthias in den Zwölferkreis. Viele wunderbare und wundersame Geschichten wurden noch den ganzen Abend über von Jesus erzählt. Auch Matthias wusste von den großen Wundern, die Jesus vollbracht hatte. Dabei übertrafen sich die Jüngerinnen und Jüngern mit ihren Geschichten. Als es immer später wurde, versprachen sie, am nächsten Tag noch mehr zu erzählen.

Am neuen Tag sind die Jünger, Frauen und Männer, damit beschäftigt, alles für den am Abend anbrechenden Schabbat vorzubereiten. Sie kaufen ein und bereiten auch schon ein Abendessen vor für die, die sie heute Abend wieder erwarten. Zum Glück haben einige zugesagt, auch Brot, Wein und Käse mitzubringen, andere haben Obst und Gemüse zugesagt; denn alleine können die Jünger die vielen Menschen nicht versorgen.

Schon vor der Abenddämmerung treffen viele der neuen Freunde ein und helfen bei den letzten Vorbereitungen mit. Denn gleich, mit dem Anbrechen des Abends, beginnt auch der Schabbat, an dem keine Arbeit mehr getan werden soll. Im letzten Moment trifft Jonathan ein, einer der neugierigen jungen Männer. Er ist ganz außer Atem. „Stellt euch vor“, rief er schon auf der letzten Treppenstufe, „als ich durch die Webergasse gelaufen bin, da kam hinter einem Korb eine Schlange auf mich zugeschossen. Es war so eine mittelgroße Viper. Im letzten Moment konnte ich mich mit einem großen Satz nach vorne retten. Die hätte mich um ein Haar erwischt – und dann wäre ich jetzt nicht mehr hier bei euch.“ Diesen Schrecken des Jonathan können alle Anderen nachempfinden. Diese Schlangen sind aber auch eine fürchterliche Plage!

Andreas geht auf Jonathan zu und fasst ihm beruhigend an den Arm. Er muss lächeln, als er anfängt zu reden: „Jonathan, ab jetzt brauchst du keine Angst mehr vor den Vipern und anderen gefährlichen Schlangen zu haben.“ – „Na, du bist ja lustig! Schau ich denen einfach mal tief in die Augen, lächele sie an und fordere sie zum Spielen auf, oder was?“ – „Nun ja, fast … Weißt du, Jesus hat uns etwas sehr Merkwürdiges gesagt, bevor er von uns weg in den Himmel gegangen ist. Er sagte: ‚Diejenigen, die gläubig geworden sind, werden Schlangen anfassen.‘ “ Von einigen Frauen hört man einen spitzen Schrei, andere äußern sich sarkastisch. Doch Andreas fährt unbeeindruckt fort: „Hört sich verrückt an. Haben wir auch gedacht, deshalb reden wir in der Öffentlichkeit nicht so gerne davon. Aber da wir jetzt gerade das Erlebnis von Jonathan gehört haben …“ – „… können wir ja gemeinsam darüber nachdenken, was Jesus damit gemeint haben könnte. Er hat nämlich noch mehr gesagt, aber darüber reden wir später.“

„Schlangen sind gefährlich! Und der Teufel tritt manchmal in der Gestalt einer Schlange auf, so wie im Paradies!“ – „Ja, Verführung pur. Erst Eva, dann Adam, dann werden alle von Gott verflucht.“ – „Moment mal, nur die Schlange wurde verflucht. Eva und Adam wurden bestraft, mehr nicht.“ – „Okay, das reicht aber auch schon. Und die Schlange war schuld! Basta!“ –

„Wir werden Schlangen anfassen, sagte Jesus. Und zusätzlich verhieß er uns, als wir von unserer Missionstour zurück kamen, dass er uns die Macht gegeben hat, auf Schlangen und Skorpione zu treten; also Macht über alle Gewalt der Feinde. Darauf will ich einfach vertrauen. Das Böse kann uns nichts anhaben – im Endeffekt wird die Sache Jesu Christi immer größer und siegreich sein, egal, wie der Feind auch tobt.“
„Und was ist, wenn wir doch mal gebissen werden? Kann ja sein, oder?“ – „Ja, das kann vorkommen. Ich will darauf vertrauen, dass Gott uns hilft. Das Gift soll uns nichts anhaben, weder durch den Biss, noch wenn wir etwas Tödliches trinken.“ – „Trinken? Wie kommst du denn darauf?“ – „Auch das hat Jesus uns im selben Zuge zugesprochen.“ – „Das ist unglaublich!“

„Erst einmal ja. Aber denkt doch mal an Mose, als er mit dem Pharao um die tatsächliche Macht stritt: unser Gott Jahwe – oder der Pharao und seine Götter. Mose hatte den Schlangenstab – wir werden nicht nur den Stab, sondern die Schlange selber anfassen. Mose verwandelte Trinkwasser in giftiges, untrinkbares Blut – uns dagegen wird keinerlei giftiges Gebräu jemals etwas anhaben können.“ – „Das bedeutet dann: Egal, was uns passiert, wenn wir die gute Botschaft Gottes weitererzählen werden, wir werden von Gott bewahrt. Uns kann keine Gefahr von außen etwas anhaben.“

„Und jetzt, endlich, lasst uns endlich hinsetzen und zu Abend essen. Der Schabbat hat schon angefangen. Schabbat schalom!“ – „Schabbat schalom!“

Und dann, nach dem Essen, werden die Jünger gebeten, weitere Geschichten von Jesus zu erzählen. Ganz besonders interessieren sie sich für die Wunderheilungen. So schildert auch Maria Magdalena ihre Heilung. Die Neuen lauschten gespannt ihren Worten von der Austreibung von sieben Dämonen. Dass Maria besessen gewesen sein soll, können sie kaum glauben. „Könnt ihr das denn genauso, wie Jesus es getan hat? Oder konnte nur er Dämonen austreiben?“ fragt einer.

Der Jüngerkreis schaut sich an. Sie zögern. Doch dann ergreift Simon Zelotes das Wort: „Eine wirklich merkwürdige Sache hat Jesus uns gesagt, bevor er in den Himmel aufgestiegen ist. Er meinte, dass denen, die zum Glauben kommen werden – also ihr und noch viele andere –, ganz besondere Zeichen nachfolgen werden …“ Simon Zelotes schaut zu seinen Freunden, doch die nicken ihm zu. Er soll es ruhig weitererzählen. „Nun ja, ihr und wir, wir werden auch Dämonen austreiben können.“ Ein Raunen geht durch die Reihen. „Dämonen austreiben? Mit dem Teufel kämpfen?“ – „Dämonen sind doch mächtiger, als Menschen. Wie kann dann ein Mensch Dämonen austreiben?“ – „Das kann doch allein Gott!“ – „Und selbst Gott lässt doch die Dämonen in den Menschen zu!“ – „Was sind denn eigentlich Dämonen? Sind das Helfer des Satans?“ – „Nein, mit dem haben die doch gar nichts zu tun. Die Dämonen sind herumirrende Geister der Verstorbenen. Die sind nicht teuflisch böse.“ – „Unsere Vorfahren haben sie als Götter, also als falsche Götzen, angebetet.“ – „Als was auch immer wir Dämonen ansehen, sie haben in einem Menschen nichts zu suchen.“ „Maria, was haben die Dämonen denn in dir bewirkt?“

Maria schaut zu Boden. Diese schwere Zeit möchte sie am liebsten vergessen. Dann atmet sie einmal tief durch: „Ich war schwer krank. Manchmal fiel ich zu Boden und Krämpfe durchzuckten meinen Körper. Ich konnte mich hinterher nie daran erinnern. Dann waren da diese fürchterlich stechenden Kopfschmerzen, die alle paar Wochen auftraten. Es pochte und rumorte in meinem Kopf, und ich musste mir Augen und Ohren zuhalten, bis es vorbei war. Und dann diese Traurigkeit, diese unendlich tiefe Traurigkeit, die mich selbst bei strahlendem Himmel und in fröhlicher Gesellschaft in ein dunkles Loch fallen ließ.“ Alle schweigen. Doch dann springt Maria mit einem Hops auf und lacht: „Und dann kam Jesus. Er heilte mich. Manche, die dabei waren, sagten, dass sie sieben Dämonen aus mir haben ausfahren sehen. Ich habe nichts gesehen, nur gespürt, dass alles gut wird. Ja, jetzt ist alles gut. Nichts quält mich mehr. Ich bin frei! Jesus hat mich frei gemacht!“

Begeistert fangen einige an zu klatschen, dann stimmen einige einen Lobgesang an, das kleine Hallel aus Psalm 146:

Halleluja! Lobe den HERRN, meine Seele!
Ich will den HERRN loben, solange ich lebe,
und meinem Gott lobsingen, solange ich bin.
Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist,
der seine Hoffnung setzt auf den HERRN, seinen Gott,
der Himmel und Erde gemacht hat, das Meer und alles, was darinnen ist.
Der HERR macht die Gefangenen frei.
Der HERR ist König ewiglich, dein Gott, Zion, für und für.
Halleluja!