T5

Der 5. Tag – „Rücksturz zur Erde“

Seit dem Weg zurück zur gemeinsamen Unterkunft in Jerusalem wird gewitzelt und gelacht über die neue Frauenpower. Die Männer ziehen die Frauen auf und umgekehrt, und doch wissen alle, dass sie an einem Strang ziehen und die eine, gleiche Basis haben: das Evangelium von Jesus, dem Christus. Trotz aller Unterschiede und Konventionen fühlen sie sich eng verbunden und vertraut.

Am folgenden Tag ist der Himmel bewölkt und ein Wind kommt auf. Das ist ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Die Jesus-Leute sitzen auf der Dachterrasse und schauen in die Wolken.

Johanna nickt Salome zu: „Das kenne ich auch. Immer wieder denke ich daran, wie schlimm es mir ging, bevor ich Jesus kennenlernte und er mich geheilt hat. Die Gefühle sind immer noch präsent. Doch mit dem Wind und den Wolken kann auch ich sie wegschicken. Ich lege meine negativen Gefühle dann symbolisch auf eine große Wolke, die die Schwere meiner Gefühle tragen können – und dann weg mit ihnen! Das tut so gut und macht mein Leben leichter.“

Es wird still und alle hängen weiter ihren Gedanken nach. Dann unterbricht Johannes das Schweigen: „Wir schauen gerade alle wie gebannt in den Himmel hinauf, genauso wie vergangenen Donnerstag. Jesus wurde von einer Wolke verhüllt und wir sahen ihn nicht mehr. Und wir schauten und schauten ihm nach, bis der Bote Gottes uns ermahnte: ‚Was steht ihr hier herum und starrt nach oben?‘ Da erst merkten wir, dass wir ein wenig unsere Erdverbundenheit verlieren könnten.“ – „Ich kann mich noch genau an unsere Blicke erinnern, als wir uns dann wieder ansahen. Ihr saht doch etwas ver…, Entschuldigung: entrückt aus!“ – „Ja ja, Thomas, gerade du hast Grund, dich über uns lustig zu machen. Dir musste Jesus ja ganz persönlich erscheinen, damit du alles glauben kannst.“ Thomas weiß, dass das kein Vorwurf ist; es ist nicht das erste Mal, dass er mit seinem Unglauben aufgezogen wird. Und inzwischen kann er auch darüber schmunzeln. „Du wirst mit deinen Zweifeln noch einmal in die Geschichte eingehen!“

„Und dennoch“, überlegt Maria, „hat er wirklich Recht. Wenn wir nicht aufpassen, verlieren wir unsere Erdverbundenheit. Wir schauen in den Himmel, wir erwarten Jesus bald wieder aus dem Himmel herabkommend, unser Ziel ist es, zu Gott, zu unserem Herrn in den Himmel zu kommen. Wir erzählen jeden Tag vom Reich Gottes, vom Jenseits, von dieser Anderswelt.“ – „Also, ihr Lieben“, ruft Simon Petrus, „Rücksturz zur Erde!“ Da fangen alle an zu prusten: „Du hast aber auch immer Flausen im Kopf!“

„Gott hat uns diese Erde gegeben, damit wir hier arbeiten. Einerseits, um die Erde zu bebauen und zu bewahren, so wie sein Auftrag an uns Menschen seit der Schöpfung lautet. Andererseits, um die frohe Botschaft, die wir durch Jesus empfangen haben, den Menschen weiter zu erzählen, damit auch sie zu einem fröhlichen Glauben kommen.“ – „Ein fröhlicher Glaube, das ist eine tolle Beschreibung. Diese Verbissenheit, die manch einer an den Tag legt und damit zeigen will, wie fromm er doch ist, die hat Jesus eindeutig abgelehnt.“ – „Unser Glaube ist immer schon durch die Freiheit geprägt, seit Anbeginn. Zur Freiheit hat uns Jesus befreit!“

„Dann lasst uns jetzt wieder zum Tempel gehen und unsere neu gewonnenen Freunde treffen. Ihnen wollen wir erzählen, dass der Glaube an Gott durch Jesus, den Christus, zu Frieden, Freiheit, Freude und Fülle führt.“ – „Los geht’s: Lasst die Wolken Wolken sein und Rücksturz zur Erde!“