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2. Tag – „Schabbat schalom!“

Es ist Samstag Morgen. Mit der aufgehenden Sonne wird es im Obergemach des Hauses unruhig. Nach und nach erscheinen die Männer und Frauen zum Frühstück, das sie schon vor dem Sonnenuntergang gestern Abend bereitet haben. Denn mit dem Sonnenuntergang begann der Schabbat, und an diesem heiligen Tag, an dem selbst der Allmächtige nach der Schöpfung der Welt geruht hat, sollen auch Menschen und Tiere keine Arbeit verrichten.

Nach dem kurzen Frühstück gehen alle zusammen zum Tempel. „Schabbat schalom“ rufen sie schon von weitem den anderen Menschen zu und wünschen damit einen friedlichen Schabbat.
Die Frauen müssen im Vorhof der Frauen zurückbleiben, während die Männer in den Vorhof der Israeliten hinein dürfen. Dazu gehen sie 15 Stufen hinauf und durch das Nikanor-Tor, das 20 Meter breit und 25 Meter hoch ist. Die beiden Türflügel lassen sich nur von 20 Männern gemeinsam schließen. Dadurch steht es fast immer offen, so dass die Frauen von ihrem Vorhof aus in den Männerbereich sehen können. So ist es ihnen auch möglich, am Gottesdienst der Männer teilzuhaben.

Dann ist der Gottesdienst zu Ende. Ganz in der Tradition Jesu bleiben sie noch gemeinsam im Tempelbereich und reden über alles, was sie bewegt.
„Bleibt in Jerusalem“, hat Jesus ihnen gesagt, „bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet.“
„Wann wird es soweit sein? Wie lange müssen wir noch warten, bis sich alles erfüllen wird?“ Die Gruppe schaut sich ratlos an. Zwei Tage sind vergangen, seit Jesus für immer von ihnen gegangen ist. Natürlich haben sie sich viel zu erzählen, immer wieder fallen ihnen Situationen ein, die sie gemeinsam erlebt haben.

Wie die Gruppe so zusammen sitzt, grübelt, erzählt und lacht, werden Andere auf sie aufmerksam. Manche Leute stehen ein Stück entfernt, manche setzen sich sogar zu ihnen und fragen, worüber sie sich denn unterhalten. Und so beginnen sie, die Geschichten von und mit Jesus zu erzählen. Darüber vergessen sie die Zeit, und irgendwann knurren ihre Mägen so deutlich, dass sie beschließen, wieder ins Obergemach ihrer Unterkunft zu gehen.

„Wollt ihr tatsächlich schon gehen?“ fragen die Menschen, die ihnen gespannt gelauscht haben. „Gerne möchten wir noch mehr von euch erfahren. Wer war dieser Jesus? Er muss ein ganz faszinierender Mensch gewesen sein.“ – „Ja, das war er. Er hatte ein Charisma, das uns alle sofort in den Bann gezogen hat.“ – „Ich habe dafür meinen Beruf aufgegeben.“ – „Und ich habe meine Familie für ihn verlassen, um ihm nachzufolgen.“ – „Wir zwei waren die ersten“, sagen Petrus und sein Bruder Andreas. – „Und wir beide waren schon 5 Minuten später mit dabei“, rufen die Brüder Jakobus und Johannes wie aus einem Mund. „Ja, und wir Frauen kamen erst später hinzu, als uns klar wurde, dass Jesus uns genauso, wie die anderen Jünger behandelt.“

Die Frauen, die ihnen zugehört haben, sehen sich erstaunt an. „Erzählt uns mehr davon! Jesus hat euch genau dieselben Rechte eingeräumt, wie den Männern? Das können wir gar nicht glauben!“
Da es schon spät geworden ist, verabreden sich alle für den nächsten Tag am selben Ort, um weiter von den drei ereignisreichen Jahren mit Jesus zu erzählen. „Schabbat schalom“, ein schönes Wochenende, rufen sie sich zum Abschied zu und freuen sich schon auf den nächsten Tag.