Schuldbekenntnisse der Evangelischen Kirche:
Der Kurs Ev. Religion Jg. 9 hat an drei Schuldbekenntnissen gearbeitet:
- Dietrich Bonhoeffer, „Ein Schuldbekenntnis der Kirche“, September 1940
- „Stuttgarter Schulderklärung“, Oktober 1945
- „Darmstädter Wort“, August 1947
Nach kritischen Diskussionen und Würdigungen formulierten die Schülerinnen und Schüler folgende neue „Schuldbekenntnisse“:
Benjamin, David und Dennik:
Wir haben Fehler gemacht, und man kann sie nicht mehr ändern. 6 Millionen Menschen werden von ihren Familien nie wieder gesehen werden. Unschuldige Menschen wurden zu Unrecht abgeführt und von den Nationalsozialisten umgebracht.
Dies ist ein äußerst schweres Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Wir haben viel zu wenig unternommen und einfach nur zugesehen. Hätten wir Gottes Unterstützung genutzt, hätten wir den Missetaten ein Ende setzen können.
Deshalb bitten wir um Vergebung von jenen, die endloses Leid durch unser Schweigen erfahren mussten.
Josephine und Lilli:
Die Kirche bekennt sich zur Schuld an Leiden der Juden. Wir unternahmen nichts aus Angst. Wir hätten etwas tun können, schlossen aber unsere Augen. Viele Menschen starben durch unsere Tatenlosigkeit und werden ihre Familien nie mehr sehen.
Wir bitten um Entschuldigung, auch wenn wir wissen, dass das Verhalten der Kirche nicht zu entschuldigen ist. Wir reden immer über Gott und Jesus – und haben deren Willen nicht ausgelebt. Es tut uns Leid.
Maria:
Wir als Kirche bekennen uns zu unseren Sünden, aber nicht zu den Sünden Einzelner.
Wir bekennen uns zu unserer Sünde, die uneingeschränkte Nächstenliebe nicht ausgelebt zu haben, dem Volk Gottes die Hilfegebung unterlassen zu haben, den Kranken, den mental und körperlich Eingeschränkten.
Wir bekennen uns dazu, ein Verbrechen solchen Ausmaßes unterstütz zu haben, es gebilligt zu haben, es passieren zu lassen.
Ich bekenne mich dazu, tatenlos zugeguckt zu haben, keinen Widerstand, keinen Protest geleistet zu haben.
Ich bekenne mich dazu, ebenfalls die uneingeschränkte Nächstenliebe nicht ausgeübt zu haben, Verwandten mit dem Blut des Volkes Gottes und die körperlich und mental Eingeschränkten dem qualvollen und unverzeihlichen Tod überlassen zu haben.
Diese Taten sind unverzeihlich, und es soll das Gericht Gottes über die angemessene Strafe für die nicht bekennenden, aber auch bekennenden Sünder entscheiden.
Philipp, Christian und Julia: „Bochumer Bekenntnis“
Ich bekenne, dass ich Fehler gemacht habe.
Ich bekenne, dass das, was ich getan habe, nicht zu entschuldigen ist.
Ich bekenne, dass ich mich nicht gegen eine antisemitische Diktatur gewehrt habe.
Ich bekenne, dass ich nichts gegen die Nationalsozialisten gemacht habe.
Ich hätte nicht feige sein dürfen und hätte keine Angst vor den Folgen haben dürfen.
Ich hätte viel früher gegen die antisemitische Diktatur vorgehen müssen.
Ich hätte viel früher meine Meinung öffentlich machen müssen.
Ich entschuldige mich für all meine Fehler.
Ich entschuldige mich dafür, dass meinetwegen so viele sterben mussten.
Ich entschuldige mich dafür, dass so viele meinetwegen leiden mussten.
Wir bekennen uns zu all dem schuldig und bitten um Verzeihung.
Wir verleugnen nicht die Vergangenheit und gehen mit diesen Erfahrungen in eine bessere Zukunft zu Diensten Gottes.
Sören, Colin und Vivien:
Wir bekennen, dass wir zugelassen haben, dass sehr viele Juden, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen durch den Nationalsozialismus unrechtmäßig umgebracht wurden.
Außerdem haben wir durch unser Nicht-Handeln den Nationalsozialismus unterstützt. Wir haben fälschlicherweise Martin Luthers Aussage genutzt, um den Judenhass und die Judenvernichtung zu unterstützen.
Deshalb sollte jeder von uns seine Schuld einsehen und bekennen.
Wir bitten alle Menschen und Gott um Vergebung.
Leandra, Dana und Celine:
Wir, die Kirche, bekennen uns schuldig zu unzähligen Toten und dem seelischen Leiden vieler Menschen. Es tut uns Leid, dass wir den Namen Gottes missbraucht haben, indem wir falsch gehandelt haben.
Das Verhalten der Kirche ist unentschuldbar.
Wir bitten um Entschuldigung für das Wegsehen bei diesen schrecklichen Taten.
Gabriel und Till:
„Egal, ob schwarz und weiß, arm und reich,
am Ende des Tages sind wir alle gleich.“
So heißt der Anfang eines Songs von dem Rapper Capital Bra. Dies passt sehr gut zu den Geschehnissen, die in den sechs Jahren (1939-45) täglich vonstatten gegangen sind.
Menschen wurden auf Grund ihrer Religion kaltblütig und herzlos ermordet. Und wir haben tatenlos zugesehen, wie eine Religion wie unsere fast ausgelöscht wurde. 6.000.000! Diese Zahl an Frauen, Kindern, Männern, Senioren – alles unschuldige Menschen – muss man sich erst einmal vorstellen.
Und das alles ist unsere Schuld, sowohl deine, als auch meine! Suche die Schuld bei dir selber und nicht nur bei Anderen.
Hiermit möchten wir Gott um Vergebung bitten, denn das ist leider das einzige, was man jetzt noch tun kann.
„Du brauchst ein gutes Herz, weil es nicht anders geht;
denn egal, was du auch machst, nur deine Absicht zählt.“
(„Gutes Herz“ – Capital Bra)