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Christi Himmelfahrt und Thronbesteigung

40 Tage sind vergangen, seit Jesus den Tod besiegt hat und auferstanden ist. 40 Tage, in denen er immer wieder seinen Jüngern erschienen ist, sie gelehrt hat, ihnen Mut gemacht und ihre Augen geöffnet hat.
40 noch einmal sehr schöne Tage der Gemeinschaft und Vertrautheit für seine Jüngerinnen und Jünger.

Dort, in der Nähe von Bethanien, wo sie oftmals waren und Lazarus, Maria und Martha besuchten, wo sie den Esel und sein Füllen fanden, auf dem Jesus als König in Jerusalem einzog, dort ist das Ziel ihres letzten Weges.

„Fürchtet euch nicht, ihr Lieben, habt keine Angst vor dem, was jetzt kommen wird“, sagt Jesus seinen Freunden. „Denn was jetzt kommen wird, das wird alle eure Erwartungen übertreffen! Im Moment könnt ihr es euch noch nicht vorstellen – wie solltet ihr auch nur. Denn niemand hat das, was ihr erleben werdet, jemals erfahren. Was soll ich euch darüber sagen? Verstehen könnt ihr es jetzt sowieso noch nicht. Doch wartet es ab und haltet euch bereit!“

„Herr, bitte … wir werden dich so vermissen. Was wird uns jemals trösten können? Bitte, gib uns einen Trost.“

„Ja, ich gebe euch einen Trost. Ich werde euch sogar den Tröster selber senden. Denn dieser Tröster ist der Heilige Geist Gottes, des Vaters. Ihr werdet es in einigen Tagen erleben. Doch für jetzt muss meine Verheißung für euch reichen: Ihr werdet Kraft empfangen! Alle Kraft, alle Energie, die ihr braucht, um euer Leben zu gestalten, um meine Lehre zu leben und weiterzugeben. Ihr werdet Kraft bekommen, um Dinge zu tun, die für die meisten Menschen unmöglich erscheinen. Ihr WERDET diese Kraft bekommen! Vertraut mir.“

Die Jüngerinnen und Jünger verspüren keine Angst mehr, alle Sorgen sind von ihnen abgefallen. Was sie gerade erlebt haben, sprengt alles zuvor Gesehene. Obwohl sie es gewohnt waren, dass Jesus Wunder tat, ist diese Himmelfahrt Jesu ein ganz besonderer, magischer Moment. Sie staunen und glauben, und ihr Herz ist voller Freude. Ja – das ist sicherlich die Kraft, von der Jesus sprach! „Ihr werdet Kraft empfangen!“ Was für eine Aussage – was für eine Zusage!

Noch eine ganze Weile bleiben sie auf dem Ölberg. Sie setzen sich unter die Olivenbäume, die schon seit Jahrhunderten wundersame Dinge gesehen haben. Doch die Bäume bewahren ihr Geheimnis um die Wunder.
Die Freunde Jesu schauen vom Berg hinab auf Jerusalem, auf das Kidrontal und den dahinter liegenden Tempel. Wie schön dieser Blick ist! Wie friedlich es hier ist! Tiefer Frieden und Freude erfüllt ihre Herzen.

Maria Magdalena bricht als Erste das Schweigen. „Jetzt verstehe ich, was Jesus mir am Auferstehungstag am Grab sagte: ‚Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.‘ Ich konnte und durfte den Meister nicht festhalten, und ihr genauso wenig. Denn er musste hinauf zu seinem Vater – und zu unserem Gott und Vater.“

Johannes und Petrus schauen sich an. Ja, Maria hat es ihnen erzählt. Jesus hat sich dieser Frau anvertraut, noch bevor er den Männern erschien. Jesus hat die Frauen auserwählt, und sie stehen den Männern nicht mehr nach.

„So also war das Hinaufgehen zu verstehen. Jesus ist bei Gott, dem Allmächtigen. Er ist bei seinem Vater. Er wird zur rechten Seite des Thrones Gottes sitzen, er hat seinen Königsthron bestiegen. Jetzt herrscht er als König über alle Welt.“

„Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig, alles legt ihm Gott zu Fuß. Aller Zunge soll bekennen, Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muss.“

Die Frauen und Männer auf dem Berg fangen an zu summen: „Schlagt froh in die Hände, alle Völker, und jauchzet Gott mit fröhlichem Schall! Denn der HERR, der Allerhöchste, ist zu fürchten, ein großer König über die ganze Erde. Gott ist König über die Völker, Gott sitzt auf seinem heiligen Thron.“

„Sagt mal“, fragt Salome, „sitzt Jesus jetzt auch auf einem Thron? Und, wenn er doch eins ist mit seinem Vater, wie kann er dann zur Rechten von sich selber sitzen? Ich verstehe das nicht wirklich.“

Die Jünger, Männer und Frauen, schauen sich schweigend und fragend an.
Dann sprudeln ihre Gedanken nur so aus ihnen hervor:
„Höre Israel! Der Ewige, unser Gott, der Ewige ist eins.“ – „Wenn Jesus der Christus, der Gesalbte Gottes ist, dann kann er nicht Gott selber sein.“ – „Aber Jesus sagte: Ich und der Vater sind eins.“ – „Vater + Sohn = Gott?“ – „Oder haben wir seit Jesus zwei Götter?“ – „Im Leben nicht!!!“ rufen da alle anderen wie im Chor.

Jetzt wird der Gruppe klar, wie alles zusammenhängt. „Gott selbst hat sich für uns sichtbar gemacht. Und da Gott unendlich groß ist, macht es ihn nicht kleiner, wenn er in unsere Endlichkeit kommt. Er bleibt immer noch der ganze und eine Gott. Im Himmel und in Jesus.“

Zufrieden, für sich eine Lösung gefunden zu haben, schauen sie in die Runde. Eine Weile noch genießen sie diese Verbundenheit mit Jesus, mit Gott und untereinander. Dann brechen sie in der Abenddämmerung auf, um in die Stadt zurück zu gehen.