Aschermittwoch

Psalm 6 – Der 1. Bußpsalm

„Am Aschermittwoch ist alles vorbei.“ Seit 1953 gibt es dieses beliebte Karnevalslied. Es zeigt die Wechselseitigkeit von ausgelassener Fröhlichkeit und deren notwendigem Ende auf. Ein Wermutstropfen während der tagelangen Feiern.

Für katholische Christen gehört Karneval zum kirchlichen Leben dazu. Ich bin Protestantin und tue mich als Westfälin sehr schwer mit der närrischen Zeit.
Ich möchte auch nicht wissen, was die Menschen in ihrer Ausgelassenheit so alles tun. Wohl nicht ohne Grund holt man sich am Aschermittwoch in der Messe das Aschekreuz ab. Das ist ein Zeichen für Buße und die Vergänglichkeit des Lebens. Weiteres Zeichen ist das Fasten an diesem Tag.
Suum cuique – jedem das Seine – jedenfalls gönne ich den Menschen ihren Spaß.

Feiern und Buße gehören also traditionell am Karneval zusammen. Der 1. Bußpsalm mag dafür ein Beispiel sein.

„Ach, Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn“,

fängt er an. Nach der Bitte um Heilung und Rettung heißt es im 10. Vers:

„Der HERR hört mein Flehen; mein Gebet nimmt der HERR an.“

Manchmal frage ich mich, ob es wirklich nötig ist, sich in diesen ewigen Kreislauf von Über-die-Stränge-Schlagen und Reue/Bitte um Vergebung zu begeben. Ich empfinde das fast wie ein Hamsterrad (oder: „Und jährlich grüßt das Murmeltier“).

Erst einmal: Ja. Gott erhört unser Flehen, Gott nimmt ernst gemeinte Gebete an, Gott vergibt und befreit.
Doch viel lieber feiere ich, ohne dass ich hinterher meine Taten oder Worte bereuen muss. Das eröffnet mir eine ungeheure Freiheit, den Sprung aus einem der vielen Hamsterräder und den Blick weg von mir auf das Wesentliche am Aschermittwoch: den Beginn der Erinnerung an die Leidenszeit Jesu, des Gottessohnes.