„Hinschauen statt wegschauen“
Yuval Lapide schreibt dazu:
„Eine kurze, aber ergreifende Geschichte im Leben der heidnischen Magd Hagar im Hause des Stammesvaters Abraham. Hagar wird auf Drängen der Stammmutter Sara von Abraham aus dem gemeinsamen Stammeszelt in die Wüste vertrieben. Es gibt große familiäre Spannungen zwischen ihr, ihrem Son Ismael und dem Sohn Abrahams mit Sara, Isaak. In ihrer Panik und Orientierungslosigkeit rennt Hagar kopflos durch die Wüste, nachdem der mitgenommene Wasserbehälter für Mutter und Sohn erschöpft ist. Hagar schleudert ihren entkräfteten Sohn Ismael in die Büsche, weil sie, wie uns der Text wörtlich erzählt, nicht den Dursttod des Jungen mitansehen möchte. Just in diesem kritischen Moment begegnet ihr ein Engel und versichert ihr das Überleben des Knaben.
Der Engel spendet ihr außergewöhnliche geduldige und ermutigende Worte. Zugleich öffnet ihr der rettende Engel die „verschlossenen“ Augen, um einen schon seit Langem präsenten Brunnen mitten in der Wüste zu erblicken, zu sehen, wahrzunehmen und dort hinzueilen … .
Der Engel will Hagar und uns bedeuten, dass jede noch so brisante und gefährliche Situation im Leben bei geöffneten Augen und in Verbindung mit lösungsorientiertem Bewusstsein der helfenden Nähe Gottes sich in Rettung und Befreiung verwandeln kann.“
Kennst Du das auch? Irgendetwas läuft gerade nicht so, wie es laufen sollte – und Du wirst panisch? Gerade eben erzählte mir meine Schwester eine solche Geschichte: Ein wichtiger Zettel wird gesucht und nicht gefunden, die ganze Familie sucht mit, und der Zettel bleibt verschwunden. Einige Zeit später liegt er an genau der Stelle, wo die ganze Familie mindestens sieben mal gesucht hat.
Wie kommt das? In der Aufgeregtheit und Unruhe verengt sich der Blick. Y. Lapide formuliert es so: „… in ihrer Kopflosigkeit und Zerstreutheit den klaren Blick für die sie umgebende Wirklichkeit völlig verloren zu haben.“
Werde still! Schau Dich um, sieh hin!
Mit den Hirten will ich gehen, meinen Heiland zu besehen,
meinen lieben heilgen Christ, der für mich geboren ist.
(EG 544, 1)