4. Dezember 2020

Durch das Tor eingehen

„Das ist das Tor des HERRN; die Gerechten werden dahin eingehen.“ (Psalm 118, 20)

Vor einem Jahr waren wir auf dem Weihnachtsmarkt im Schloss Drachenburg, äußerst beeindruckend illuminiert. Schade, dass der in diesem Jahr nicht stattfinden darf.

Schloss Drachenburg ist nur wenige Kilometer entfernt von dem Ort, an dem ich entstanden bin: Eine kleine, private Siedlung von fünf Ferienhäuschen mitten im Wald. Immer wieder waren wir damals als Familie in den Ferien dort, und auch später haben wir „Heinrichsruh“ immer mal wieder besucht. Nun haben wir im vergangenen Jahr die Gelegenheit genutzt, vom Schloss Drachenburg aus wieder einmal dorthin zu fahren, in dem Wissen, dass wir dort niemanden antreffen würden.

Das Tor, das du auf dem Bild siehst, versperrt den Zugang zu den Grundstücken und Gebäuden rund um „Heinrichsruh“. Doch wir kamen gut daran vorbei, wie man sehen kann.

Ich fühlte mich wie in einer anderen Welt, spürte einen Geist, der Vergangenheit und Gegenwart verband. Alles Schwere fiel von mir ab, die nieselregengeschwängerte Luft erfrischte meine Lungen, und als ich mich zum Gehen aufmachte, hörte ich hinter mir ein Geräusch, das mir eine Gänsehaut beschied. Niemand konnte hinter mir sein, dennoch drehte ich mich um, um zu sehen, wer dieses Geräusch verursachte: Es war der Wind – obwohl es windstill war –, der die Blätter auf der Erde in einem Kreis verwirbelte.

Ein magischer Moment. Als wolle sich der Geist dieses Ortes von mir verabschieden. Diesen geheimnisvollen Augenblick werde ich nicht vergessen.

Um einen magischen Moment erleben zu können mit dem, was jenseits unserer dreidimensionalen Wahrnehmung liegt, muss man sich öffnen. Wer sich dem Jenseitigen verschließt, kann es gar nicht erahnen und erspüren.

Um das „Tor des Herrn“ (wie es im Psalm heißt) zu durchschreiten, bedarf es einer gewissen Einstellung zum Glauben; denn es liegt im Jenseitigen. Wer von Gott gerecht gesprochen ist – wer dieses für sich tief im Herzen weiß –, der darf eintreten. Dort wird es sicherlich ganz besondere „magische Momente“ geben! Bist Du dazu bereit?

Heut schließt er wieder auf die Tür
zum schönen Paradeis;
der Cherub steht nicht mehr dafür.
Gott sei Lob, Ehr und Preis,
Gott sei Lob, Ehr und Preis! (EG 27, 6)