24. Dezember 2021

„Was bindet Menschen aneinander?“

Exodus 13, 8-10:

An diesem Tag erzähl deinem Sohn: Das geschieht für das, was der HERR an mir getan hat, als ich aus Ägypten auszog. Es sei dir ein Zeichen an der Hand und ein Erinnerungsmal zwischen deinen Augen, damit die Weisung des HERRN in deinem Mund sei. Denn mit starker Hand hat dich der HERR aus Ägypten herausgeführt. Bewahre diese Satzung, Jahr für Jahr, zur festgesetzten Zeit!

Yuval Lapide schreibt dazu:

„Kein Fest im jüdischen Jahreszyklus ist historisch-spirituell so bedeutsam und mit theologischen Botschaften befrachtet wie das Pessachfest im Frühling… . Die epochale Befreiung der 400 Jahre im ägyptischen Exil versklavten Israeliten durch den wunderwirkenden Gott der Schöpfung ist der Grundstein jüdisch-biblischen Glaubensbewusstseins. Die kollektive Urerfahrung der Erlösung aus Entrechtung, Entmenschlichung und grenzenloser Entwicklungshemmung durch die rettende Hand Gottes soll dem jüdischen Volk unauslöschlich ins Gedächtnis eingeprägt werden. … Aus diesem Grund ordnet der Text den Israeliten an, durch Gebetsrituale und Gedenkfeiern in der Gemeinschaft die Tradition der Väter und Mütter durch das eigene Dazutun fortzusetzen. Dieser Text … nennt deutlich den zentralen Beweggrund für die geforderte Traditionspflege: die Vermittlung an die nächste Generation, an die Kinder von heute, die das Fundament der Gemeinschaft von morgen bilden.

Geschichtliche Wendepunkte in der eigenen Glaubensentwicklung leben durch authentische Erzählungen des Geschehenen weiter, durch ritualisierte Zeremonien, die den einzelnen Menschen in eine große Kette der Generationen einbezieht. … Die jüdische Glaubensgemeinschaft konnte ihre bewegten und bewegenden historische bitteren Verfolgungsexzesse als auch ihre eingreifenden Meilensteine der Glaubensexpansion nur durch ihre Fülle zeitloser Erinnerungsrituale überleben. …

Religiöse Rituale garantieren Identität, Stabilität und Kontinuität – wagen wir sie, entwickeln wir sie, tradieren wir sie!“

Religiöse Rituale garantieren ebenso eine stabile Gesellschaft. Unsere christlich-religiösen Rituale bröckeln, sie verkommen zu Lichterschauen und Glühweinständen. Das ist sehr schade – und gefährlich. Denn wenn unsere Gesellschaft keinen Halt mehr hat, nichts, was sie mit den Vorfahren verbindet, dann ist der Zersetzung Tür und Tor geöffnet.

Besinnen wir uns wieder auf das, was verbindet und trägt! In diesem Sinne: Fröhliche und gesegnete Weihnachten!