24.12.2023

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden,

und den Menschen ein Wohlgefallen!

Ich schicke euch heute den Weihnachtsgruß (gekürzt) aus Bethlehem 2023 vom

Bischof der Ev.-luth. Kirche in Jordanien und im Hl. Land: Sani Ibrahim Azar

Weihnachten 2023 im Heiligen Land

Liebe Freunde in Christus, hier im Heiligen Land sind Advent und Weihnachten typischerweise eine Zeit des freudigen Feierns. Weihnachtsbäume werden aufgestellt und Lichterketten aufgehängt, von Bethlehem über Jerusalem bis nach Nazareth.

Sowohl christliche, als auch muslimische Familien kommen heraus, um die Bäume zu sehen, Maronen und Mais zu essen und den Baba Noel (Weihnachtsmann) durch die Menschenmengen hindurch zu entdecken. Unsere christlichen Pfadfinder führen Gemeindeumzüge mit Musik und Trommeln an. Weihnachtsbasare verkaufen Süßigkeiten und Kunsthandwerk. In den meisten der letzten Jahre konnten wir auch christliche Besucher aus der ganzen Welt willkommen heißen, die der Einladung der Hirten von Beit Sahour in jener ersten Weichnachtnacht folgten: „Lasst uns doch nach Bethlehem gehen und sehen, was da geschehen ist.“ (Lk. 2,15)

In diesem Jahr wird Weihnachten im Land der Geburt Jesu ganz anders aussehen. Seit dem 7. Oktober ist das Heilige Land von beispiellosen Wellen von Gewalttaten zerrissen … (Aufzählung)

Was wird aus dem Gazastreifen, aus Palästina und Israel? Was aus unserem Leben in diesem Land? Wir wissen es nicht.

Was wir wissen ist, dass unsere Freunde und Kollegen im Gazastreifen seit vielen Wochen Kontakt zu uns aufnehmen, um sich zu verabschieden. …

Wir befinden uns in einer Zeit tiefer Trauer und tiefer Sorge um die Zukunft dieses Landes und seiner Menschen. …

Wir können nicht Weihnachten feiern. Aber wir können beten. Wir können anbeten. Wir können unsere Stimmen zu Gott erheben, der jeden Hilferuf und jeder Bitte um Trost hört. Wir können unsere Bibeln öffnen und die Verheißungen Gottes hören, dass das Leiden nicht für immer ist – dass das Weinen eine Nacht dauern mag, aber die Freude am Morgen kommen wird (Ps. 30,5). Wir können Trost im Gott Jesu Christi finden, der in seiner Inkarnation auf Erden „Gott mit uns“ in allen Umständen wurde, im Leiden wie in der Freude, bis zum Kreuz und darüber hinaus (Joh. 1,14). Wir können den Menschen verkündigen, dass nichts auf Erden sie von der Liebe Gottes in Jesus trennen kann (Röm. 8,38f).

Wir können uns auch daran erinnern, dass hier, wo Jesus an Weihnachten auf die Erde kam, das erste Weihnachten keine fröhliche öffentliche Feier war. Es war eine Zeit der Unsicherheit und der Angst, ähnlich dem, was wir jetzt im Heiligen Land erleben.

Und so erinnern wir uns in der Advents- und Weihnachtszeit daran, dass die Geschichte des Christuskindes immer noch die Geschichte unseres Landes ist. Wir finden in unserer Geschichte ein Echo der Geschichte der Heiligen Familie. In der schwierigen Reise von Maria und Joseph nach Bethlehem, um den Forderungen des besetzenden Römischen Reiches nachzukommen, sehen wir die erzwungenen Reisen, die unser Volk immer wieder seit 1948 und auch heute wieder durchmacht. …

Gleichzeitig tröstet uns die Geschichte des ersten Weihnachtens auch mit den Verheißungen Gottes. In der Treue von Maria und Joseph, den Anweisungen Gottes zu folgen, sehen wir den unerschütterlichen Glauben der Christen im Gazastreifen und im Westjordanland, die weiterhin ihre Nachbarn lieben und ihnen dienen, die sich weigern, jemanden zu hassen oder Gewalt anzuwenden.

In der Ankündigung der Engel an die Hirten, dass die Geburt Jesu „gute Nachrichten von großer Freude für alle Menschen“ ist, hören wir die Verheißung, dass diese guten Nachrichten auch für uns Palästinenserinnen und Palästinenser gelten, dass wir in unserem eigenen Land dazugehören und dass wir eines Tages in Würde und Frieden neben unseren jüdischen und muslimischen Nachbarn in diesem Land leben werden.

Im Christkind, dem Sohn Gottes, geboren in Bethlehem, erkennen wir wieder das Geschenk und den Segen, die Kinder Gottes und der Leib Christi in diesem Land zu sein, gerufen, das Evangelium zu teilen und unseren Nachbarn dort zu dienen, wo Gott uns hingesetzt hat.

In diesem Jahr mögen wir nicht die Freude von Weihnachten feiern, aber wir werden sicherlich beten, dass die Freude wieder in die Welt kommt: die Freude an Gottes Gerechtigkeit, an guten Nachrichten für alle Menschen, an Frieden auf Erden und Wohlwollen für alle.

Wir bitten Sie, sich uns in diesen Gebeten anzuschließen, damit die Hoffnung von Weihnachten wieder im Land Jesu und auf der ganzen Welt geboren wird.

 

(Quelle: „Im Lande der Bibel“ 3/2023)