22. Dezember 2021

„Zweckloser Widerstand“

Yuval Lapide schreibt dazu:

„Es ist die erste Erzählung von der Berufung eines einfachen Schafhirten, ein epochales Werk zu leisten: die Befreiung des jüdischen Volkes aus der ägyptischen Versklavung durch mutige Intervention beim ägyptischen Diktator Pharao. Mose, der völlig unerfahrene und schüchterne Schafhirte, weigert sich während eines detailliert in zwei biblischen Kapiteln überlieferten Dialogs, den göttlichen Auftrag anzunehmen unter Aufführung dickschädeliger und angstgetragener Argumente. Moses emotional belastender Hinderungsgrund ist sein körperlicher Defekt des Lispelns und Stotterns. … Seinen tiefsten, wundesten „Schandfleck“ konnte Mose aussprechen und von Gott unerwartet Annahme und Verständnis bekommen! …

Sind sogenannte körperliche Defekte, Defizite, Deformationen nicht auch Bestandteil von Gottes geheimnisvollem Schöpfungswerk? Gilt es diese zu verstecken, als wären sie ein schwerwiegender Fehler Gottes in seiner gigantischen Schöpfungsordnung?

Oder gilt es vielmehr, in ihnen verborgene Ressourcen der Kraft, des Mutes und des vermehrten Vertrauens zu erblicken? … Biblisch gesprochen ist Moses Stottern und Lispeln nicht als Makel oder gar als körperliche Behinderung zu bezeichnen, sondern als körperliche Besonderheit. Genau diese Außergewöhnlichkeit, Andersartigkeit, Eigentümlichkeit macht den betreffenden betroffenen Menschen charakterlich außergewöhnlich, andersartig und stark. Infolge der „besonderen“ körperlichen Merkmale des Sprechorgans Moses stellt ihm Gott zwei einzigartige helfenden „Werkzeuge“ zu Diensten: seinen älteren Bruder Aaron, der als wahrhaftiger „Fürsprecher“ … „für ihn sprechen wird“ und Gottes mächtige Stimme, die aus Moses Mund … sprechen wird. In Gottes komplexer, aber ressourcenreicher Schöpfung lassen sich alle Probleme und Hindernisse in Aufgaben und Lösungen verwandeln.“

„Pro“bleme haben die Funktion, dass sie vor uns hingeworfen werden (proballein = griech. vor- oder hinwerfen), damit wir etwas daraus machen. „Pro“ bedeutet „für“ und nicht gegen. Also sind Probleme für uns da und nicht gegen uns, sonst würden sie „Anti-bleme“ heißen. Siehst Du in Deinem Leben überall nur Probleme, so denke daran, dass Du genau aus diesen etwas Gutes machen kannst, wenn Du sie konstruktiv angehst. Gott meint es gut mit uns!

Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und –schuld.

Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld.

Beglänzt von seinem Lichte hält euch kein Dunkel mehr,

Von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.

(EG 16,4)