21. Dezember 2020

Selbst zum Licht werden

Wir befinden uns in den dunkelsten Tagen des Jahres. Heute, am 21. Dezember, ist die Wintersonnenwende, an der wir die längste Nacht des Jahres haben – die längste Dunkelheit.

Dunkelheit im Leben:

Vielen kommt das sicherlich bekannt vor. Mir auch.

Es ist natürlich gut zu wissen, dass man mit solchen Gefühlen und Gedanken nicht allein ist.

Noch besser ist allerdings, wenn man seine Lebensfinsternis überwinden kann – und dann hineintreten kann in das Licht – und sein Leben durchflutet vom wahrhaftigen Lebenslicht leben darf.

Der dunkelste Tag des Jahres, der 21. Dezember, wurde schon in alter Zeit dem Apostel Thomas gewidmet, weil er am längsten von allen Aposteln an der Auferstehung Christi gezweifelt hatte und also am längsten in der Nacht des Unglaubens verharrte.

Berühmt wurde Thomas durch sein Verlangen, handgreiflich die Auferstehung Jesu zu überprüfen:

„Erst muss ich seine von den Nägeln durchbohrten Hände sehen; ich muss meinen Finger auf die durchbohrten Stellen und meine Hand in seine durchbohrte Seite legen. Vorher glaube ich es nicht“, sagte Thomas zu den anderen Jüngern (Joh. 20,25).

Thomas zweifelt am Zeugnis seiner Freunde, den auferstandenen Jesus gesehen zu haben. Seine Aussage ist so klar: Nein, meine Freunde, ich glaube euch nicht. Ich brauche klare Beweise!

Und damit ist er in guter Gesellschaft.

Erst nachdem Jesus ihn aufforderte, seine Wundmale zu berühren, glaubte er das Unfassbare und bekannte laut: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh. 20,28)

Gerade weil er der Zweifelnde war, und damit vielen Christen ganz ähnlich, haben Volksfrömmigkeit und Legende ihn sehr nahe an Jesus herangerückt.

Und trotzdem: Einmal hat er gezweifelt und bleibt auf ewig als „der Ungläubige“ abgestempelt. Das ist Thomas‘ Schicksal. Dieses festgefahrene Bild überschattet seine wertvollen Eigenschaften. Und auch uns passiert es schnell, dass wir so über andere Menschen urteilen.

Jesus dagegen reagiert auf Thomas‘ Zweifel völlig „unmenschlich“: Er hält ihm weder eine Moralpredigt, noch verurteilt er ihn.

Er zeigt Thomas seine Hände und lässt ihn auch seine Wunde fühlen, in die der Speer bei der Kreuzigung gestoßen wurde. In diesem Moment realisiert Thomas, wer vor ihm steht: sein ganz persönlicher Herr, sein Gott. Thomas erkennt Jesus nicht nur als den erwarteten Messias, sondern als seinen persönlichen Retter. Thomas zweifelte, doch nachdem er von der Wahrheit überzeugt wurde, ist er Feuer und Flamme für seinen Herrn. Jesus hat Licht in seine Zweifel und sein Leben gebracht.

Der Jünger Thomas ist mehr als ein Zweifler. Er lehrt uns, dass wir mit frohem Herzen ganz unperfekte Nachfolger Christi sein dürfen. Was zählt, sind nicht die offenen Fragen oder Zweifel, sondern unsere Hingabe und Liebe gegenüber Jesus, unserem Lebenslicht. Darin ist uns Thomas ein Vorbild.

So können wir uns auf Weihnachten freuen, auch in dieser dunklen Zeit.

An Weihnachten feiern wir Jesus als die Lebenssonne, das Lebenslicht, als denjenigen, der damals Licht in Thomas‘ Zweifel, und der Licht in die Dunkelheit der ganzen Welt gebracht hat. Auch in diese dunkle Zeit, im Dezember und überhaupt.

Ein für alle Mal. Gott sei Dank!

Licht, das in die Welt gekommen,

Sonne voller Glanz und Pracht,

Morgenstern, aus Gott entglommen,

treib hinweg die alte Nacht;

zieh in deinen Wunderschein

bald die ganze Welt hinein.

(EG 552, 1)

 

Aufgemerkt!

Gerade in dieser dunkelsten Zeit bekommen wir ein besonderes himmlisches Zeichen geschenkt: Heute Abend können wir den „Weihnachtsstern“ sehen, dem auch die Weisen aus dem Morgenland gefolgt sind, um den neugeborenen König Jesus zu sehen.

Die Konjunktion von Jupiter und Saturn ist am besten zu sehen am abendlichen Südwest-Himmel, etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang.

Das nächste Mal ist er erst wieder im Jahr 2080 zu sehen!