20. Dezember 2021

„Eine kleine große Neugier“

Yuval Lapide schreibt dazu:

„… Dem Anstoß seiner Neugier, in Verbindung mit der spontanen Entscheidung, der Alltäglichkeit kurzweilig den Rücken zuzukehren, ist es zu verdanken, dass der gewöhnliche Hirte (Mose) zum außergewöhnlichen, multitalentierten Führer und Fürsprecher des jüdischen Volkes werden durfte.

„Im Anfang war die Neugier“ ist die beste zusammenfassende und zugleich einprägsame Losung unserer „scheinbar unscheinbaren“ Berufungserzählung. Eine kleine Dosis Lust auf und Offenheit für das Nichtalltägliche, das Unbekannte, das Wunderbare um uns herum reicht aus, um uns einem neuen spannenden Lebensweg, einer neuen erfüllenden Lebensaufgabe gegenübergestellt zusehen. Ohne diese lebendige Bereitschaft, ein kleines Fenster aus der hergebrachten Lebensweise für das Verwunderliche im Leben zu öffnen, stagniert unser Leben und erstarrt. Die Bibel ist voll solcher dramatischer, lebensverändernder Entwicklungen, die mit einer kleinen Neugier begannen und mit einer großen Entdeckung endeten.“

„Im Anfang war die Neugier“. Als neugierige Wesen werden wir geboren. Bei meinem Sohn habe ich das erlebt: Er wollte immer lernen, Input haben, alles sehen, alles hören, alles fühlen, alles schmecken …

Kinder sind neugierige Wesen. Sie wollen lernen. Das ist gut so. Auch als Erwachsene sollten wir uns diese Neugier bewahren und ausleben. Wie viele Menschen wollen das nicht mehr! Sie meinen, einen Beruf erlernt zu haben, reicht ihnen für ihr Leben. Doch sind sie dadurch in der Lage, Zusammenhänge zu erfassen? Die Welt zu verstehen? Das Leben zu durchschauen? Über den Tellerrand hinaus zu sehen? Empfänglich zu sein für das Übernatürliche? Für Gott?

Wer neugierig ist, kann große Entdeckungen machen, schreibt Yuval Lapide. Und das ist richtig so. Gott hält so viele Überraschungen für uns bereit, viel mehr, als wir durch unsere dreidimensionalen Sinne erfassen können. Neugier lässt und – wenn wir uns darauf einlassen – mehr sehen und erkennen, als es „normal“ ist. Und das ist eine wunderbare Erfahrung.

Wunderbarer Gnadenthron, Gottes und Marien Sohn,
Gott und Mensch, ein kleines Kind
, das man in der Krippen findt,
großer Held von Ewigkeit
, dessen Macht und Herrlichkeit rühmt die ganze Christenheit:

Du bist arm und machst zugleich uns an Leib und Seele reich.
Du wirst klein, du großer Gott
, und machst Höll und Tod zu Spott.
Aller Welt wird offenbar
, ja auch deiner Feinde Schar, dass du, Gott, bist wunderbar.

(EG 38, 1+2)