„Im Ringen zwischen Anpassung und Abgrenzung“
Genesis, Kapitel 43, Verse 31-32
Dann wusch er (Josef) sein Gesicht, kam heraus, nahm sich zusammen und sagte: Tragt das Essen auf! Man trug das Essen auf, getrennt für ihn, für sie und für die mit ihm speisenden Ägypter. Die Ägypter können nämlich nicht gemeinsam mit den Hebräern essen, weil das für die Ägypter ein Gräuel ist.
Yuval Lapide schreibt dazu:
“Der Hebräer Josef hat die unumkehrbare Gunst und Achtung des regierenden Monarchen Ägyptens im Sturm errungen nach seiner Deutung von dessen Träumen und seiner Entwicklung eines nationalen Wirtschaftsplans zum Überleben der ägyptischen Bevölkerung während der angekündigten sieben Hungersjahre. Josef erweist sich während all jener Jahre des Zusammenseins mit der ägyptischen Obrigkeit als auch mit den ägyptischen Untertanen als unkomplizierter, freundlicher und beliebter jüdischer Mann. Er ist fest in der ägyptischen Gesellschaft integriert, macht aber zu keinem Zeitpunkt einen Hehl aus seiner besonderen jüdischen Identität und Tradition…Josef ist der erste biblische Diasporajude…Während des in unserem Text genannten Festmahls ist es für Josef zur Selbstverständlichkeit geworden, die besonderen Speisen der Juden äußerlich zu dokumentieren und von den ägyptischen Speisen abzugrenzen bei gleichzeitiger respektvoller Beachtung der besonderen Ernährungsweisen seiner ägyptischen Gastgeber, die bestimmte Speisen der Juden – so das Lamm – als Sakrileg definieren…Der zutiefst von Gott inspirierte Josef, der als Fremder in einem großen heidnischen Weltreich zu dessen Wohl mitwirken will, demonstriert mit willensstarker Entschlossenheit, dass gesellschaftliche Gleichheit und „Andersheit“ einer Minderheitsgruppe erfolgreich Realität werden können…”