13. Dezember 2020

Lebendiges Wasser

Durst – ein elementares Gefühl. Durst hast Du auch schon ohne Wüste und Sommer erfahren: als Du stundenlang unterwegs warst, ohne etwas trinken zu können; oder Durst nach Freundschaft und Geborgenheit; oder auch Durst nach Gerechtigkeit.

Genauso wichtig wie der Durst für das Überleben, ist der Durst nach erfülltem Leben. Ein Leben mit einem Partner, einer Partnerin, mit der Familie. Mit einem Beruf, der zufrieden sein lässt; mit einem Einkommen, das ein ordentliches Auskommen garantiert. Durst nach Lebenssinn: Kann der Beruf, Geld, Liebe, Familie diesen Lebenssinn geben? Immer? Menschen aller Zeiten suchen nach dem Lebenssinn. Durst nach Leben.

Jesus feiert mit seinen Jüngern in Jerusalem ein uraltes Fest, das Laubhüttenfest. Da stellt sich Jesus vor die Glaubenden und ruft: „Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt.“ Ist so der Lebenssinn zu finden? Jesus zeigt, worauf es ankommt, nämlich Leben, wirkliches Leben aus Gott zu empfangen; Leben, das diesen Namen auch verdient, in dem es einen Sinn gibt; Leben, das nicht mit dem körperlichen Tod zu Ende ist. Gott bietet uns in Jesus mehr an: Er öffnet die Augen für die wirkliche Lebensqualität.

Die Menschen holen sich bei Jesus „Lebenswasser“ ab. Damit gehen sie ein Vertrauensverhältnis ein, das ihr Leben trägt und prägt. Wir dürfen wissen, dass Gott uns annimmt, so wie wir sind. Um zu ihm zu gehören müssen wir keine Vorleistungen bringen, die uns gerecht machen. Sondern wir dürfen unsere Differenzerfahrungen einfach so stehen lassen und vertrauensvoll in Gottes Hände legen. Er wird dafür sorgen, dass wir nicht daran zerbrechen.

Christus will uns heil machen. „Heil“ heißt nicht unbedingt gesund, sondern vielleicht so wie im Kinderreim: „Heile, heile, Segen, drei Tage Regen, drei Tage Sonnenschein, dann wird’s wieder heile sein, drei Tage Schnee, dann tut‘s nicht mehr weh.“ Heil heißt: es tut nicht mehr weh.

Sind wir nicht perfekt, dann brauchen wir daran trotzdem nicht zu zerbrechen: Dieses Vorläufige, Fragmentarische, „noch-nicht-erreicht“ muss uns nicht weh tun. Denn das ist Leben. Wir haben von Gott die Freiheit zum immerwährenden Neu- und Wiederanfang, anstatt die Sinnlosigkeit zu beklagen.

Jesus Christus schenkt Lebenssinn durch eine klare Orientierung. Gott gibt uns in Jesus Christus dieses Lebenswasser. Seine Liebe nimmt uns den Schmerz über jegliche Unvollkommenheit weg. Er stellt uns in eine Gemeinschaft, in der Menschen füreinander da sind und die Antwort auf ihre Frage nach dem Sinn des Lebens finden.

O Heiland, reiß die Himmel auf,
herab, herab, vom Himmel lauf,
Reiß ab vom Himmel Tor und Tür,
reiß ab, wo Schloss und Riegel für!

 O Gott, ein’ Tau vom Himmel gieß,
im Tau herab, o Heiland, fließ.
Ihr Wolken, brecht und regnet aus
den König über Jakobs Haus.

(EG 7, 1+2)