11. Dezember 2020

Raphael, ein Begleiter durch das Leben

Als letzter der drei großen Erzengel soll heute Raphael im Mittelpunkt unserer Betrachtung stehen. Raphael ist der Engel, der – gemäß der Erzählung des alttestamentlichen Buches Tobit – den jungen Tobias auf einer langen und nicht ungefährlichen Reise begleitet. Er beschützt ihn, unter anderem vor einem gefährlichen Fisch und vernichtet darüber hinaus den Dämon Aschmodai. Durch Raphaels Hilfe kann Tobias auch ein Heilmittel gegen die Erblindung seines Vaters Tobit finden. Nicht umsonst bedeutet ja der Name „Raphael“ übersetzt „Gott hat geheilt“.

Kann uns modernen, technisch versierten und vernetzten Menschen solch eine bizarre märchenhafte Engel-Erzählung noch etwas sagen? Ich glaube schon: denn ist es nicht wirklich  so, dass wir Menschen – wie Tobias – Begleiter auf unserem Lebensweg brauchen?  Begleiter, Weggefährten, das können Mitmenschen sein, die für uns zu heilenden Engeln werden, wenn wir nicht mehr weiter wissen; die uns zu Weg-weisern werden (gerade auch in den gegenwärtigen Zeiten der „Kontaktbeschränkung“).

Das können aber auch himmlische Fingerzeige, sinnerfüllte Momente sein, wenn wir spüren, wir sind nicht allein. Da gibt es Worte der Heiligen Schrift oder literarische Texte, die uns aufrütteln; Kräfte, die uns berühren, die „uns tragen wunderbar“ (M. L. Thurmair); da gibt es  eben Botschaften von Engeln wie Gabriel, Michael und Raphael, letztendlich Hilfe, Wegzehrung und Licht von Gott selber. Wir brauchen dieses göttliche Licht; denn – wie Jesus im Evangelium sagt – „wer in der Finsternis geht, weiß nicht, wohin er gerät.“

Die schönste Botschaft vom Licht und vom gemeinsamen Weg Gottes mit uns Menschen aber erreicht uns zum Weihnachtsfest: Gott selbst begibt sich in seinem Sohn auf unsere Lebensstraßen und wird unser Begleiter, unser Bruder. Und das für immer.     

© Egbert Naujoks