„Radikales Loslassen“
Y. Lapide schreibt dazu:
„Welch ergreifende Klarheit und Entschiedenheit strahlen die beiden Ehefrauen des dritten Stammvaters des jüdischen Volkes Jakob aus! Mit dem Brustton der Kompromisslosigkeit und Beendigungsbereitschaft verkünden die beiden gereiften Frauen ihrem Ehemann Jakob ihre Entschlossenheit, mit ihrer heidnischen Vergangenheit radikal zu brechen und gemeinsam mit ihm in das verheißene Land Kanaan auszuziehen. Eine kurze, aber dramatische Szene entfaltet sich vor den Augen des Lesers: Zwei heidnisch aufgewachsene und von ihrem Vater zutiefst heidnisch geprägte Frauen sind nicht mehr willens, die unmenschlich-lieblose Umwelt ihres Vaters stillschweigend und kommentarlos zu ertragen. … Mit der Beendigung ihres alten, götzenkultgeprägten Lebens geht eine strahlende und beglückende Hinwendung zum neuen Gott der Schöpfung einher – eine Hinwendung zum wahren Gott …
Wenn entschlussfeste Frauen in der Bibel spüren, dass der Zeitpunkt des Abschieds und zugleich des Neubeginns gekommen ist, kennen sie keine Kompromisse. Sie entfalten ganz im Gegenteil eine unerhörte Seelenkraft …
Die Bibel von Juden und Christen ist entgegen ihrem Ruf ein ausgesprochen frauenfreundliches Werk: eine aus heiligen Quellen entspringende Dokumentation fraulicher Intuition, Inspiration und Investition in die Fülle der materiellen wie spirituellen Beziehung …“
Ja, ich stimme Y. Lapide zu: Die Bibel ist voller starker Frauengeschichten. Zwar haben die Frauen oftmals keinen Namen, doch wird von ihnen berichtet. Die Geschichten der Bibel zeigen das Zusammenspiel der Geschlechter; und wenn eines, das männliche, hervorgehoben wird, dann ist das meiner Meinung nach noch lange kein Grund, jetzt in unserer Zeit den gleichen Fehler umgekehrt zu machen: die Hervorhebung des weiblichen Geschlechtes. Von einem Extrem ins andere zu fallen ist – immer! – ein Fehler. Es wäre doch wirklich weise, in eine Ausgewogenheit zu gehen und zuzugeben, dass sowohl das Weibliche, wie auch das Männliche zu einem lebenswerten Gleichgewicht gehören.
Und das, was beispielhalft für das Männlich-Weibliche gilt, gilt für alle Lebensbereiche: Es geht um eine Ausgewogenheit, um ein Gleichgewicht, damit diese Welt mit ihrer Menschheit und aller Schöpfung weiter existieren kann. Werden wir weise!
Mit den Weisen will ich geben, was ich Höchstes hab im Leben,
geb zu seligem Gewinn ihm das Leben selber hin.
(EG 544,3)